DAS IST DIE HOMEPAGE VON MARTIN LUKSAN UND DES VEREINS FÜR RHETORIK UND BILD

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Kritik an der Glückskultur

Die industriell hergestellten Produkte dienen der Befriedigung ganz spezieller Bedürfnisse. Diesen Bedürfnissen fehlt die Rangordnung, weil etwa das Bedürfnis nach gesunder Ernährung einen anderen Stellenwert hat als die Freude an antiken Waffen. GlückskulturWenn also ein Neckermann-Katalog ein neues Auto, Euro Goldmünzen, eine Porno DVD, einen Fernlehrgang für Schreiben sowie nachgebaute Hakenbüchsen zum Kauf anbietet, zeigt er nicht nur auf äußerst verschiedene Bedürfnisse, sondern legt er auch die Gleichwertigkeit der Bedürfnisse nahe. Dadurch entsteht noch keine Schizophrenie, aber doch eine Verstärkung der Dummheit. Dass alles gleich viel wert ist (nicht vom Preis her, sondern von der subjektiven Bedeutung her, die das Produkt für den Käufer hat), ist objektiv falsch und führt zu einem falschen Denken. Die falsche Gleichwertigkeit wird durch Werbestrategien für Konsumenten-Eliten nicht aufgehoben. Der Grundtenor bleibt erhalten, dass es alles gibt (was auch falsch ist!), dass alles gleich viel wert ist, und dass alles, was einen Wert hat, gekauft werden muss. Es wird die direkte Eigenleistung des einzelnen bei der Gewinnung von Befriedigung ausgeschlossen, und zwar für ganz unterschiedliche Bedürfnis-Sektoren. Manchmal hat man sogar den Eindruck, dass nicht einmal das Lebensglück mehr in der Hand des einzelnen liegt, wenn man an die Werbung für Lotterie oder für Geldverschenkung im Fernsehen denkt. Eine solche Beobachtung stellt übrigens die propagierte Freiheit in Frage, dass jeder einzelne Mensch seines Glückes Schmied sei. Wenn man wirklich alles kaufen muss, haben die Kaufstarken einen Vorteil. Die Gesellschaft ist jedoch bemüht, den Eindruck von Unmenschlichkeit zu vermeiden, darum gibt es das staatliche Glücksspiel, die Rabatte und die Geldverschenkung. Die Betonung der Beliebigkeit des Kaufbaren, die durch das extreme Bauchladen-Angebot gut illustriert ist, enthält in sich die Aufforderung, die eigenen Mittel der Bedürfnis-Befriedigung aufzugeben.
    Kulturkritik muss die Schuld der Rhetorik und der Sprache an dieser Kulturlogik aufzeigen. So werden auch die hinter der Sprache stehenden Menschen und Institutionen sichtbar. Man kann zeigen, wie Journalisten, Werbeleute und Unterhalter die einsame Masse in die angeblich normale Sprache einübt, wie diese Sprache impliziert, dass Besitz, Reichtum, Macht, Schönheit, Gesundheit und Glück jedem offen stehen, während es in Wahrheit für die meisten Menschen in den verschiedensten Bereichen lebenslange Einschränkungen gibt, die teilweise durch politische oder ethische Forderungen überhaupt nicht bekämpft werden können. Es kann aber die richtige Sicht auf die Gesellschaft und das eigene Leben von so manchem Einzelnen in Angriff genommen werden. ««